Freitag, November 16, 2018 / Eingestellt von peter /

Rush - Permanent Waves (1980)steht musikhistorisch exakt an der Wende der progressiven 70-er zu den mainstreamig-poppigen 80-ern. Rush vereinen auf diesem Album auf durchgängig hohem Niveau und soundtechnisch wie aus einem Guss die alte progressive Vertracktheit, den treibenden Hardrock, frische, markante Melodien - fern überreifer Langeweile - und einen moderner klingenden Sound. Die klangliche Wandlung dürfte zum einen an den intelligent eingesetzten Synthies, zum anderen an der transparenten Produktion liegen. Hinzu kommt, dass Geddy Lees Gesang gegenüber den alten Scheiben nicht mehr so ins Kreischige geht.

Das "sperrige" Spirit of the Radio, das sich kritisch mit der Musikmassenindustrie auseinandersetzt, ist tatsächlich ein radiotaugliches Stück. Dabei jedoch überaus niveauvoll. Rush zeigen, dass beides zugleich geht. Freewill setzt auf gleichem mitreißendem Niveau fort. Neil Peart erfreut uns hier mit einem seiner Bonmots: “If you choose not to decide you still have made a choice.“ Jacob’s Ladder fährt einen Gang zurück und verbreitet mit schweren Riffs eine eher traumhaft-mystische Atmosphäre. Während Entre Nous mit teilweise hüpfendem, häufig wechselndem Rhythmus und superbem, leicht altertümelndem Refrain wieder an die ersten Stücke des Albums anschließt. Die kurze Ballade Different Strings lässt eine wirklich zauberhafte Melodie erklingen.
Rush 1974
Mal was für’s Herz vor dem furiosen Abschluss Natural Science, der vom kosmologischen Thema her quasi den Titelsong darstellt. Teil 1 (Tide Pools) beginnt mit akustischer Gitarre und besinnlichem Gesang, um in den allen drei Teilen gemeinsamen eingängig rockenden Refrain zu münden. Teil 2 (Hyperspace) setzt dann tempomäßig und im Härtegrad noch einen drauf und bietet außerdem schöne druckvolle, abwechselnd von Keyboards und Gitarre geleitete Instrumentalteile. Zu Teil 3 (Permanent Waves) gibt es in der Tat einen kleinen musikalischen Break, der aber auch nicht „störender“ ist als ein beliebiger Break auf so ziemlich jedem Longplayer im Prog. Der Song als Ganzes wirkt im Gegenteil bei aller Komplexität ziemlich homogen und durchkomponiert. Wie die Scheibe im Ganzen verbreitet auch Natural Science musikalische Kurzweiligkeit auf höchstem Niveau gepaart mit Texten von gewohnt philosophischer Tiefe.

Fehlende Reife würde ich Permanent Waves gerade nicht attestieren. Tatsächlich finde ich, dass das Album schon eher in Richtung seines Nachfolgers Moving Pictures geht, wobei auf Permanent Waves die Band dem 70-er Prog noch näher steht und das Album sogar noch besser haftende Melodien bereit hält. Eins der ganz großen Alben der Kanadier und des härteren Prog überhaupt.
Wertung:******(6)

1. The spirit of radio 4.57
2. Freewill 5.23
3. Jacob's ladder 7.28
4. Entre Nous 4.37
5. Different strings 3.49
6. Natural science
1. Tide Pools
2. Hyperspace
3. Permanent waves 9.16

Alex Lifeson- Six and twelve string electric and acoustic guitars
Neil Peart- drums,percussion
Geddy Lee- Bass guitars,synthesizers,vocals

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