Donnerstag, Dezember 03, 2015 / Eingestellt von peter /

Kansas - Leftoverture/1976

Mit "Leftoverture" haben Kansas 1976 ihr absolutes Meisterwerk vorgelegt, das die ganze stilistische Bandbreite der amerikanischen Formation bietet. Mit "Carry On Wayward Son" enthält die Platte einen der bekanntesten Songs der Band überhaupt, der ein wahrhaft energiegeladener Opener ist. Dieser Evergreen lebt von perfekten Gesangsharmonien und rockigem Gitarrenspiel. Trotz seiner mainstreamigen Ausrichtung offenbart auch das eingängige Repertoire von Kansas ausgefeilte Arrangements mit Tiefgang. Steve Walsh präsentiert sich hier gesanglich absolut auf dem Höhepunkt und variiert hervorragend zwischen kraftvollen sowie gefühlvollen Gesangseinlagen. Außerdem zeichnete er sich neben dem unbestrittenen Kansas-Mastermind Kerry Livgren für das variantenreiche Keyboardspiel verantwortlich. Gerade seine einzigartige Bedienung der Hammondorgel ist eine der ganz großen Stärken von "Leftoverture".

"The Wall" präsentiert nach dem rockigen Beginn eine verträumte und besinnliche Seite der Band. Robby Steinhardts romantisches Gegenspiel verleiht diesem Titel eine eigene Note und Steve Walsh veredelt das Ganze mit seinem schmachtenden Gesang. Mit diesem ganzen Pathos und Bombast ist "The Wall" einer der wirklich ganz großen Songs der Band aus dem mittleren Westen der USA. Einfach traumhaft schön!

"What´s On My Mind" ist dann wieder ein energiegeladener Song, der sehr eindrucksvoll die Stärke der Band unterstreicht, traumwandlerisch zwischen hardrockigen Ausflügen und tiefsinnigem Bombast zu variieren. Mit Progressive Rock im herkömmlichen Sinne hat dies natürlich in diesen Fällen kaum etwas zu tun. Oftmals wird aber auch der Fehler gemacht, Kansas nach den Kriterien des klassischen 70er Jahre Progs zu bewerten. Zwangsweise kommen hier die rockigen und mainstreamigen Songs der Band nicht immer so gut davon. Es steht aber außer Frage, dass es kaum eine andere Band gab, die in ihren pompösen Sound solch eine perfekte Mixtur aus herkömmlichen Rockelementen und progressiven Anleihen verarbeitet hat.


"Miracles Out Of Nowhere" bewegt sich dann in eine symphonischere Richtung und glänzt erstmals mit weit ausufernden Arrangements. Hier wird der Bombastfaktor nach oben geschraubt. Gleiches gilt auch für den Titel "Cheyenne Anthem", wobei hier das Auftreten eines Kinderchores je nach persönlicher Auffassung auch als leicht kitschig empfunden werden kann. Auch kompakter gehaltene Stücke wie "Opus Insert" und "Questions Of My Childhood" sind wahre Perlen, welche die Ausnahmestellung von Kansas im Rockzirkus unterstreichen.

Als absoluter Höhepunkt schließt dann "Magnum Opus" das Album ab und hier wird nochmals gewaltig an der "Bombast-Schraube" gedreht. Selten agierten Kansas derart komplex und energiegeladen. Nach einer gefühlvollen, kurzen Gesangseinlage bietet dieser Song geniale Instrumentalpassagen, in denen sich Gitarren, Geige und Keyboards ungemein effektvoll duellieren.

Auch wenn man mit der Bezeichnung "Meisterwerk" sparsam umgehen sollte, so trifft dies auf "Leftoverture" ohne jegliche Einschränkungen zu. Keine andere US-Band hat es im Lauf ihrer Karriere verstanden, die britische Tradition des Progressive Rocks derart perfekt in den typisch amerikanischen Rocksound einfließen zu lassen. So stehen komplexe und symphonischen Strukturen im perfekten Einklang mit dem erdigen Rockfundament.

1. Carry On Wayward Son 5.22
2. The Wall 4.47
3. What´s On My Mind 3.27
 
4. Miracles Out Of Nowhere 6.25
5. Opus Insert 4.25
6. Questions Of My Childhood 6.36
7. Cheyenne Anthem 6.52
8. Magnum Opus 8.24
Gesamtlaufzeit 46:18

Wertung:******(6)

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